Amtsboten

Fällt in Harkebrügge der Name Meiners, wird fast immer hinterfragt: „Amtsboten?“ Mit diesem Artikel, wollen wir einmal die Hintergründe des „Amtsboten“ beleuchten.

Der Name „Meiners“ hat hochgerechnet 1734 Einträge bei 4624 Nennungen (Namensträger) bundesweit in 199 Landkreisen und liegt auf Platz 1813. Die häufigsten Nennungen sind (Relativ und Absolut) im Landkreis Wesermarsch (731 Nennungen), dann folgen die Landkreise Emsland, Cloppenburg, Friesland und Steinfurt. Der Name „Meiners“ kommt von „Sohn des Meinhard/ Meinert.“ Andere Schreibweise sowie „Meinhardt/Meinerth“ sowie „Meynardus“.

Der Amtsbotengehilfe gehörte zum „Einfachen Dienst“. Der   vorgeschlagene Bewerber musste eine Verwendungsprüfung ablegen und unterstand der allgemeinen Verwaltung des Amtes, in diesem Fall des Amtes Friesoythe. Die Übertragung erfolgte auf verdiente Personen sowie teilweise auf Kriegsgeschädigte bzw. Kriegsversehrte.

Die Aufgaben des Amtsbotengehilfen waren vor allem:

  • Zustellung und Abholung von Amtspost
  • Persönliche Zustellung vor Ort
  • Bestückung der Gitterkästen (Bekanntmachungen)
  • Zustellung von Bescheiden und Wahlbenachrichtigungen
  • Sonderzustellung
  • Botendienste
  • Beschilderung bei Tierseuchen
  • Erstellen von Steuerlisten
  • Viehzählungen
  • Arbeiten für die Landwirtschaftliche Unfallkasse
  • Teilweise noch das „Ausschellen“ mit der Glocke und dem Ausruf„Bekanntmachung

So wurde dann öffentlich zum Maikäfer bzw. Kartoffelkäfer sammeln aufgerufen, oder es wurden entlaufende Hunde bekannt gemacht.

 

Für Harkebrügge lassen sich zwei Amtsbotengehilfen nachweisen.

Heinrich Johann Meiners, hatte Zimmermann gelernt. Er wurde am 21. April 1858 in Harkebrügge geboren und ist hier auch am 25. März 1931 verstorben. Er war zweimal verheiratet. Die drei Kinder Johann Gottfried, Gottfried und Angela stammen aus der am 15. Februar 1890 geschlossen Ehe mit Katharina Lüken, die 1898 im Kindsbett starb. Im Jahre 1901 wurde die zweite Ehe mit der Witwe Angela Deddens, geborene Kramer geschlossen. Diese Ehe blieb kinderlos.

Nachfolger als Amtsbote wurde der Sohn Johann Gottfried Meiners, geboren am 24.03.1891, gestorben am 18.01 1977, der im Hauptberuf Landwirt war. In der Ehe mit Johanna Werner, geboren 27.10.1901, gestorben am 02.01.1959 wurden sieben Kinder geboren: Angela, Maria, Heinrich, Josef, Hanna, Erika, Johannes.

Johann Gottfried Meiners war ein hochgeachteter Mann und in vielen Gremien tätig, so auch im Vorstand der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung „Harkebrügge – Lohe“ 1951 – 1955. Es wurde vom 11.06. – 23. 08.1956 bei Hempen (heute Familie Adam) eine Aufschlußbohrung zur Erkundung und Gewinnung von Erdöl durchgeführt. Kommentar des Amtsboten darüber: „Jetzt kommt Öl! Sie sind schon auf Rapsstroh gestoßen!“

 

Maria Gröneweg, geborene Meiners konnte sich noch an einige Details erinnern. So fuhr ihr Vater jeden Freitag zum Amt nach Friesoythe. Zu diesem Zweck benutzte er ein Dienstfahrrad. Die Hosenbeine wurde mit langen Gamaschen versehen. Das half gegen Hundebisse. In Friesoythe gab er die erledigte Amtspost ab und empfing neue. Aber damit war die Arbeit noch nicht erledigt, es gab noch einige „Nebenaufgaben“. Dazu gehörten:

  • Geldeinzahlungen bei der Bank
  • Geldabhebungen
  • Sonstige Bank- und Postgeschäfte
  • Behördengänge
  • Einlösung von Rezepten
  • Kauf von Medikamenten für Tiere etc. etc.

aber nicht für sich selber, sondern für die Dorfbewohner.

 

So hatte er einmal vergessen, für jemanden Geld abzuheben, war aber schon in Kampe, als ihm das Versäumnis einfiel. Als äußerst gewissenhafter Mann kehrte er um, hob das Geld ab und fuhr dann erst nach Harkebrügge zurück.

So war der Amtsbotengehilfe Meiners auch Ansprechpartner des „Vereins zur Förderung der Moorkulturen im Deutschen Reich“ der den Harkebrüggern 1913 eine Egge zur Verfügung stellte. Diese konnte beim Amtsbotengehilfen für 1,50 Mark pro Tag ausgeliehen werden. Für seine Bemühungen erhielt er pro Ausleihtag 25 Pfennige Aufwandsentschädigung.

Im Jahre 1934 ging es um die Reichsbeihilfe für die Errichtung von Einsäurungsbehältern (Siloanlagen). Auch hier war der Amtsbotengehilfe Meiners zuständig und Ansprechpartner. Ebenso die Auswertungen der Ertragsformulare für Lehrversuche auf Moorboden (1914). Als Amtsperson musste er auch Amtshilfe bei Zwangsversteigerungen leisten.

Auch die Kirche nahm seine Dienste in Anspruch. In einem Schreiben vom 24.03.1933 wurde er ermächtigt, die Kirchensteuern in Empfang zu nehmen und zu quittieren. Alle Bekanntmachungen wurden im Gitterkasten bei der Kirche (Alter Eingang) ausgehangen.

 

Einige Dinge konnten leider nicht mehr geklärt werden:

  1. Das Ende der Dienstzeit der Amtsboten: Es wurden nach Ende des Amtes Friesoythe ( 15. Mai 1933) die Bediensteten vom Amt Cloppenburg übernommen. Der Abholdienst und Bringdienst wurde über das Amtsgericht abgewickelt. Nach Ende des 2. Weltkriegs taucht die Bezeichnung Amtsbotengehilfen nicht mehr auf. Es ist daher davon auszugehen, dass die Aufgaben auf die Bezirksvorsteher übertragen worden sind. Die erste urkundlich Erwähnung eines Amtsbotengehilfen ist vom 14. April 1893, es ging um eine Einladung zur Sitzung des Kapellenausschusses.
  2. Ob und wie viel die Familie als Sicherheitsleistung hinterlegen musste, ist leider nicht bekannt, ebenso nicht, wie hoch die jährliche Aufwandsentschädigung war.

 

Abschließend noch einige Bemerkungen:

  1. In der DDR gab es 1950 noch 5261 Amtsboten bzw. Amtsbotengehilfen.
  2. Aus „Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg“ vom Ludwig Strackerjan.Ein Schneider aus Bösel war von einer Wahrsagerin ein wichtiges Amt in Aussicht gestellt. Als er später Amtsbotengehilfe wurde, glaubte er fest, dass das Wahrsagen kein Aberglaube sei.

 

Die Geschichte der Familie Meiners läßt sich bis etwa 1640 zurück verfolgen. Die Vornamen Meinart und Johann dominieren. Ebenso ist der Zusatz „Ripen“ Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts zu finden.

 

Quelle: Heinz Frerichs