60 Jahre Flurbereinigung Harkebrügge
60 Jahre Siedlung Uhlenberg
Schon vor dem 2. Weltkrieg hatte man erkannt, dass hier im Gebiet von Harkebrügge der Staat helfend eingreifen müsste. In die westlich von Harkebrüge und der benachbarten Bauernschaft Lohe gelegenen Moore wurden von 1938 – 1939 insgesamt sieben Arbeitsdienstabteilungen der Gruppe 195 verlegt, die mit dem Spaten den wertlosen Pulvermoorflächen kultivieren sollten. Inzwischen konnte der Staat durch Landankäufe – teilweise mit entsprechendem Nachdruck und auch Enteignung – das westliche Hochmoorgebiet fast geschlossen in seine Hand bringen und so das durch die Markenteilung entstandene Hindernis des Privateigentums wieder beseitigen, um erst zu kultivieren und zu erschließen und dann zu verteilen.
Anfang des II. Weltkriegs kamen erstmals die Dampfpflüge der Fa. Ottomeyer aus Bad Pyrmont in das Gebiet, nachdem die Spaten des Arbeitsdienstes nicht mehr zur Verfügung standen. In den Staatländereien, im sogenannten „Bodenverbesserungswerk Harkebrügge“, konnten die Kultivierungsarbeiten mit Erfolg aufgeführt werden. Die Nutzung der Neukulturen und die anschließende Besiedlung wurde damit ermöglicht. In den östlichen von Harkebrügge und Lohe gelegenen Moore, dem eigentlichen Flurbereinigungsgebiet, die durchweg im bäuerlichen Besitz waren, hatten die seinerzeit großzügig bezuschussten Öllandkultivierungen einzelner Flächen, bunt zerstreut und oft unwirtschaftlich geformt, nur geringen Erfolg. Entwässerung und Wegebau blieben aus, die von der Kultivierung abseits stehenden Bauern hatten kein Interesse an der Errichtung gemeinschaftlicher Anlagen, die unentwegten Verfechter der Heidschnuckenhaltung sahen ihre Gründe schwinden und waren die hartnäckigen Gegner einer Erschließung der Moore. So mussten viele Neukulturen vernässen, viele konnten nicht gedüngt werden und mussten wieder verheiden. Die Lasten blieben im Morast der grundlosen Moorwege stecken.
Hier konnte nur noch die Flurbereinigung helfen. Im Jahre 1951 wurde der entscheidende Schritt getan, das Kulturamt Oldenburg beantragte die Förderung einer Integralmelioration im Rahmen des Emsland-Programmes. Die erforderlichen Mittel wurden in Aussicht gestellt, sofern ein angemessener Teil, vereinbart wurde ein Drittel, der mit erheblichen Kosten zu kultivierenden und zu erschließenden Flächen von den Inhabern für Siedlungszwecke zur Verfügung gestellt würde.
Aber noch immer beharrte die Mehrzahl der Bauern in ihrer Ablehnung gegen alles „Neumodische“ und in ihrem Misstrauen gegen alle staatlichen Hilfemaßnahmen. Es bedurfte vieler Erklärungen, Versammlungen und Veranstaltungen, um die Flurbereinigungen, die schon einmal vor dem II. Weltkrieg angeordnet war, trotz der Aussicht gestellten Geldmittel der Emsland GmbH in Gang zu bringen. So musste des öfteren sanfter Druck ausgeübt werden, manchmal half auch nur eine Überrumpelung. Stellvertretend seien hier genannt der Geschäftsführer der Emsland GmbH, Ministerialdirektor Lauenstein, der Leiter des Oldenburg Oberregierungsrat Willms und der ausführende technische Beamte der Flurbereinigung Regierungsvermessungsrat Willms und der ausführende technische Beamte der Flurbereinigung Dipl. Ing. Reissig.
Mit der Finanzierung der Maßnahme legte die Emsland GmbH die Ausführung sämtlicher landeskultureller Arbeiten eigenverantwortlich in die Hände des Kulturamts.
Schon wenige Jahre später standen im Moor Kornfelder und Neuansiedlungen, wo man zuvor nicht gehen konnte, fuhr man auf Straßen und festen Sandwegen, wo bisher Motorfahrzeuge niemals vorgedrungen waren, standen Windschutzanlagen und Baumreihen, wohin bisher kein Baum und Strauch gewachsen war. Die Taten und Erfolge überzeugten. So konnte die Flurbereinigung Harkebrügge trotz aller anfänglichen Widerstände zu einem zufriedenstellenden Abschluss gebracht werden.
Zahlen und Fakten
Flurbereinigungsgebiet (1951 – 1955)
Alter Bestand | Neuer Bestand | |
Kulturland | 1195 ha | 1551 ha |
Wald/Windschutz | 38 ha | 74 ha |
Gem. Anlage | 89 ha | 125 ha |
Ödland/Hausbrandmoor | 692 ha | 264 ha |
Grundstückseigentümer
Alter Bestand | Neuer Bestand | |
mit einem Besitzstück | 83 | 124 |
Anzahl der Grundstücke | 694 | 332 |
Davon der Esch | 320 | 29 |
Anzahl der Grundeigent. | 191 | 205 |
Flurbereinigung Harkebrügge
Tiefkultur von Hochmoor und Ödland | 536 ha |
bis 1951 durchgeführt | 104 ha |
Dränungen | 10 ha |
Hauptwirtschaftswege 12 mtr. Breit | 20 km |
Wirtschaftswege 5 – 8 mtr. Breit | 10 km |
Wegefestigung, Klinker und Nassstrecke | 6 km |
Flussregulierung und Eindeichung | 8 km |
Vorfluter ausgebaut | 27 km |
Ödland Aufforstung | 28 ha |
Nach 1955 durchgeführt | 10 ha |
Windschutzstreifen 1 – 6 reihig | 34 km |
Nach 1955 durchgeführt | 23 km |
Wegebepflanzung mit Alleebäume | 10 km |
Landabgabe/ Aufstockung
Landabgabe: 190 ha Landaufstockung: 309 ha
Beispiel: Betriebsgröße 12,5 ha – 20 ha, Landaufstockung: 275 ha
Veränderung der Betriebsgrößen
Nebenerwerbsstellen (0,5 – 3,5 ha) von – alt – 87 Stellen auf – neu – 92 Stellen
Zwischenbetriebe (3,5 – 12,5 ha) von – alt – 49 stellen auf – neu – 27 Stellen
Vollbauernstellen (12,5 – 50 ha) von – alt – 41 Stellen auf – neu – 75 Stellen
Großbauernstellen (> 50 ha) von – alt – 14 Stellen auf – neu – 11 Stellen
Staatliche Siedler
Josef Wilpert, Leo Güntner, Franz Grave, Josef Lüken, Heinrich Krolage, Walter Krause, Johann Gruben jun., Josef Brosig
Private Siedler
Georg Lüske, Clemens Griesoph, Bernhard Bretgeld, Heinrich Meyer
Aussiedler
Maria Niehaus (Helmers), Tobias Ebken, Theodor Sassen, Heinrich Werner, Bernhard Kloppenburg
Teilnehmer
Tobias Bretgeld
Insgesamt
4 Aussiedlerbetriebe – 16 Neusiedlungen – 1 landwirtschaftliche Nebenerwerbsstelle – 5 landwirtschaftliche Neubauten – 14 landwirtschaftliche Erweiterungsbetriebe – 63 Wohnbauten
Kosten
1068 ha x 950,00 DM/ha | 1.014.600,00 DM | |
536 ha x 2050,00 DM/ha | 1.098.800,00 DM | = 2.113.400,00 DM |
82 % Emslandhilfe | 1.732.9888,00 DM | |
2,4% Barleistungen | 50.721,60 DM | |
6,3% Landabgabe | 133.144,20 DM | |
9,3 % Öffentliche Träger | 196.546,20 DM |
Quelle: Heinz Frerichs